Hilda Schauer:
Denkformen und Wertesysteme in Wolfgang Koeppens Nachkriegstrilogie
2004, ISBN 978-3-7069-0231-1, 259 S., brosch.
Diese Studie befaßt sich mit Wolfgang Koeppens Romantrilogie der 1950er Jahre – mit den Romanen „Tauben im Gras“ (1951), „Das Treibhaus“ (1953) und „Der Tod in Rom“ (1954). Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Konstruktionsprinzipien für die Textwelt der Romane zu bestimmen. Dabei ist anzumerken, daß der Ansatz nicht auf eine gleich ausführliche Analyse aller Ebenen des Textes zielt, sondern hervorgehoben wird die Ebene der Geschichte – das Thema, die inhaltlich-motivische Einrichtung, die Figurenkonstellation, die Struktureigenschaften und die Fragen der Zeit und des Raumes der erzählten Geschichte. Berührt werden auch Fragen des Erzählvorganges, wie z.B. die Montagetechnik und vor allem die Intertextualität. Nach der ausführlichen Analyse der Romane konnte festgestellt werden, daß in allen drei Romanen zwei Leitgedanken bzw. -themen zu beobachten sind. Der eine Gedanke ist die Zugehörigkeit der Personen zu verschiedenen Wertesystemen, die dadurch charakterisiert werden können, daß sie über einen dominanten Wert (Macht, Kunst, Glauben oder Liebe) verfügen. Der zweite Leitgedanke besteht darin, daß jede Figur über die für sie typische Denkform charakterisiert werden kann. Es hat sich nämlich erwiesen, daß den Handlungen der Figuren ein bestimmter Denkstil, eine bestimmte Wahrnehmung der Welt zugrundeliegt. Als Grundtypen können nach der Terminologie von Panajotis Kondylis die synthetisch-harmonisierende „bürgerliche Denkform“ und die analytisch-kombinatorische „moderne Denkform“ genannt werden. In der Analyse der Romane werden in den chronologisch definierten zwei Phasen der Geschichte die Zugehörigkeit der Figuren zu den Denkformen und zu den für sie typischen Wertesystemen sowie die Regelmäßigkeiten der Kombinierbarkeit der Denkformen mit den Wertesystemen untersucht.